Wie spielt es sich überhaupt? Der Grundmechanismus ist der gleiche geblieben: jeder Spieler wirft drei Würfel. Nacheinander dürfen sie 1 bis 3 Würfel auf eine der 20 rund um den Spielplan verteilten Tafeln legen, wenn die Würfelsumme exakt mit der Nummer der Tafel übereinstimmt. Neu ist, daß beim späteren Verteilen der Belohnungen der einzelnen Tafeln ein Preis zu zahlen ist. Die Belohnungen bestehen zum Teil aus Ressourcen, aber auch aus Zauberspruch-Karten, Magiepunkten und direkten Siegpunkten. Dem Bauen der Gebäude auf einem persönlichen Spielertableau aus Kingsburg entspricht hier die Ausbreitung in Gebäude auf dem zentralen Spielplan, was natürlich auch Ressourcen kostet.
Aber jetzt zum Thema. Kein Mittelalter, keine exotische Plantage oder orientalischer Handelsplatz. Stattdessen sind wir böse Kultisten, die mit Hilfe der Großen Alten die Weltherrschaft anstreben. Mutige Ermittler stellen sich uns in den Weg. Wir sind mitten im Cthulhu-Universum von H.P. Lovecraft! Ich erspare mir jetzt weitere Ausführungen zu Cthulhu, um peinliche Fehler zu vermeiden...:-)
Auf jeden Fall ist das Thema schön umgesetzt und selbst für uns als Cthulhu-Nichtswisser kommt Stimmung und Spannung auf. So ist der Preis für die Belohnungen der Großen Alten "Geistige Gesundheit"; sie sollte man immer im Blick haben, um auch weiterhin die wertvollen Großen Alten überhaupt beschwören zu können. In der Spielregel finden sich Portraits einiger Persönlichkeiten aus den Lovecraft-Büchern.
Es gibt aber auch Kritikpunkte. Zum einen könnte die Spielregel ein wenig übersichtlicher sein, man hat manchmal das Gefühl, daß manche Dinge nicht oder zu kurz erklärt sind. Zum anderen sind die Funktionen der Gebäude als Plättchen vorhanden. Das hat zwar den Vorteil, daß auch Spieler, die nicht so gut sehen oder nicht gerne auf dem Kopf lesen, die Plättchen in die Hand nehmen können, um den Text zu lesen; andererseits sieht man besonders am Anfang des Spiels viele Hände und Arme über dem Plan... Abhilfe wäre vielleicht eine Tafel mit einer verkleinerten Dartsellung des Spielplans für jeden Spieler.
Ein anderer Ansatz ist das Abdrucken eines Symbols beim jeweiligen Gebäude, um wenigstens auf einen Blick zu sehen, worum es geht. Bei den Gebäuden mit Stärkepunkten hat man das getan, ebenso bei einem Gebäude, bei dem es um Zaubersprüche geht und bei einem Gebäude, das Magiepunkte verspricht. Was hat dagegen gesprochen, die fehlenden Gebäude auch mit einem passenden Symbol zu versehen? Das würde Nachfragen und Fummeleien auf dem Spielplan drastisch reduzieren.
Die erste Partie kann man wegen ständigen Nachschlagens und Plättchenlesens getrost als Lernpartie abhaken. Dann aber bitte nicht aufgeben! Schon die zweite Partie läuft viel flüssiger und macht Lust auf Mehr. Durch viele verschiedene Szenarien und Festivalkarten (fürs Spielende) verläuft jede Partie ein bißchen anders.
Kingsport Festival ist ein solides, spannendes Spiel mit einem erfrischenden Thema, auch für nicht-Cthulhu-Fans : endlich mal böse sein!
Typische Situation beim Lesen der Plättchentexte |
Von Andrea Chiarvesio und Gianluca Santopietro für 3-5 Spieler ab 13 Jahren, 90 Minuten.
Verlag: Kosmos
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen